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Der 22. Oktober ist der Internationale Aktionstag gegen Trans Pathologisierung. Aus diesem Anlass haben weltweit
zahlreiche Trans* Organisationen Stellungnahmen veröffentlicht und Kampagnen gestartet.
Global Action for Trans Equality (GATE) z.B. ruft weltweit zur Beendigung der systematischen Verletzung der Menschenrechte
auf. "Trans* Menschen und alle, deren Körper, Identitäten, Sexualitäten und Wege, diese zu zeigen, gesellschaftlichen,
religiösen und rechtlichen Erwartungen widersprechen, wurden und werden bisher pathologisiert. Wir blicken auf eine lange und
grausame Geschichte von Stigma und Diskriminierung, Kolonialismus und Ausbeutung, Ausschluss und Gewalt, Maginalisierung und
Unterdrückung. Unsere Leben und Identitäten wurden zu lange auf pathologisierende Diagnosen reduziert und es ist Zeit, diese
Geschichte zu beenden." So GATE in einer Online-Erklärung vom 22. Oktober.
Auch STP, die Internationale Kampagne Stop Trans Pathologisierung, die den weltweiten Aktionstag ins Leben gerufen hat, veröffentlichte an diesem Tag eine Presseerklärung. "Im Moment konzentriert sich der depathologisierungs-Aktivismus auf den Überarbeitungsprozess der Internationalen Statistischen Klassifizierung von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen (kurz: ICD), die von der Weltgesundheitsorganisation WHO herausgegeben wird. Die Veröffentlichung des ICD 11 wird für 2018 erwartet. Wir glauben, dass die Entfernung trans* spezifischer Kategorien aus dem Kapitel für 'Geistes- und Verhaltensstörungen' und die Schaffung einer trans*-spezifischen Kategorie unter 'Bedingungen, die sexuelle Gesundheit betreffend' - wie es im aktuellen Entwurf vorgesehen ist - ein wichtiger Fortschritt ist. Sorgen bereitet uns jedoch die fortgeführte diagnostische Klassifikation von Geschlechterdiversität bei Kindern im Entwurf. Wir glauben, dass Kinder, deren Geschlechtsausdruck und Identität von dem ihnen zugeschriebenen Geschlecht abweicht, keine diagnostische Kategorie brauchen, sondern ein Umfeld, das offen für Geschlechtervielfalt ist - fließende und nicht-binäre Varianten eingeschlossen", so heißt es in der Presseerklärung der Internationalen Kampagne Stop Trans Pathologisierung.
Auch TGEU, also Transgender Europe, nahm den 22. Oktober zum Anlass, eine Kampagne zu starten. Unter dem Titel "Share your story" werden auf der Webseite der Organisation - tgeu.org - Erfahrungen mit Pathologisierung gesammelt. Die Geschichten, die in den nächsten 18 Monaten eingehen, sollen als Argumentationshilfe dienen, wenn sich die Weltgesundheitsorganisation WHO im Mai 2018 trifft, um den ICD-11 zu beschließen.
Malta hat seit wenigen Jahren recht fortschrittliche Regelungen für trans*Menschen. Aktuell werden im maltesischen
Parlament 2 Gesetze diskutiert, die spezielle Punkte von Trans Rechten behandeln. Im ersten Gesetz geht es um inhaftierte
Personen. Diesen soll – auch wenn sie nicht die Maltesische Staatsbürger_innenschaft haben, eine Anerkennung der
geschlechtlichen Identität nach Maltesischem Recht zu teil werden und damit auch eine entsprechende Behandlung. Das
zumindest für die Zeit ihrer Inhaftierung.
Das zweite Gesetz verbietet die sogenannte Konversionstherapie als Anwendung gegen bestimmte sexuelle Orientierungen oder
geschlechtliche Identitäten.
Beide Gesetze befinden sich bereits in der zweiten von maximal drei Lesungen
Frankreich hat am 12. Oktober ein Gesetz zum Verfahren der geschlechtlichen Anerkennung beschlossen. Sterilisation und der
Nachweis medizinischer Behandlung sind nicht mehr Voraussetzung für die Änderung des Gender-Markers in den
Ausweisdokumenten.
Jedoch kritisieren Trans*Organisationen wie TGEU, dass das Gesetzt viele Channcen verpasst hat. Ein Gender Recognition-
Gesetz, das heute verabschiedet wird, müsste vollständig auf Selbstaussage beruhen und minderjährige trans*Personen
einschließen. Frankreich jedoch setzt ein Mindestalter von 18 Jahren voraus und beauftragt die Gerichte mit der Entscheidung
über die Geschlechtsidentität der beantragenden Person.
Veranstaltungstips
Das erste Trans Film Festival Berlin findet unter dem Namen TransFormations vom 18. bis 20. November in der Werkstatt der
Kulturen in Berlin statt. Dem Festival OrgaTeam geht es um den Aufbau und Erhalt eines Ortes für intersektionale Filme, die
auch, aber nicht nur aus den Perspektiven von Schwarzen, indigenen und Menschen of Color erzählen und über oder aus trans*
und / oder gender-nonconforming Erfahrungen.
Das Festival schließt neben dem Filmprogramm eine Kunstausstellung, eine Festivalparty und eine Performance-Veranstaltung
ein.
Der 20. November ist auch der Transgender Day of Remembrance, der jährliche Gedenktag für alle Ermordeten Trans*Personen,
deren Zahl in jedem Jahr weiter steigt.
Da viele der Ermordeten Sexarbeiter_innen waren, wird es in diesem Jahr eine Gedenkveranstaltung in der Frobenstraße geben,
dem Ort, an dem Trans-Sexarbeiterinnen in Berlin ihre Dienste auf der Straße anbieten.. Die Gedenkveranstaltung wird
organisiert von Trans*Sexworks, einem Projekt von TransInterQueer e.V. in Kooperation mit Transgender Europe.
Am 26 November gibt es zum zweiten Mal in Berlin eine Messe zum queeren Verlegen. Im aquarium, in der Skalitzer Straße 6
in Berlin präsentieren von 11 bis 21 Uhr unabhängige, queer-feministische Verlage und Publizierende ihre Arbeit. Ob in
Eigenproduktion oder in kollektiv organisierten Verlagsformationen wird hier vielfältige und gute Arbeit gemacht – ohne,
dass kommerzielle Verwertungsinteressen im Vordergrund stehen.
Die Messe würdigt diese Arbeit, stellt sie einem breiten Publikum vor und bietet den publizierenden Menschen Raum für die
Vernetzung miteinander und für die inhaltliche Begegnung mit Leser_innen.
Dabei sein werden dieses Mal Verleger_innen aus Brasilien, Deutschland, Österreich, der Türkei und Kurdistan. Bücherstände
präsentieren Publikationen und bieten Raum für Vernetzung und Austausch. Parallel dazu finden durchgehend Veranstaltungen
statt. Neben Lesungen aus aktuellen Veröffentlichungen behandeln Diskussionsrunden und Fachgespräche verschiedene
politische, inhaltliche und alltagspraktische Themen rund ums queer-feministische Publizieren. Es wird eine Kinderbuchecke
geben – und im Anschluss eine Party im Südblock.
Gegen Ende des Jahres gibt es auch immer wichtige Termine für Inter*Aktivist_innen. Am 26 Oktober ist das der Intersex
Awareness Day und am 8. November der Intersex Day of Solidarity.
Aus diesem Anlass möchte ich euch auf die Webseite intersexday.org aufmerksam machen, auf der verschiedene Aktivist_innen
ihre Ansichten und Aktivitäten teilen.
Und hier noch der Hinweis auf eine Neuerscheinung in Buchform: "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität: Kritische
Perspektiven" heißt das im Oktober 2016 erschienene Buch von Heinz-Jürgen Voss und Zülfukar Çetin.
"Vorangetrieben von »Schwulen« selbst wurde seit dem 19. Jahrhundert das Konzept schwuler Identität durchgesetzt. Noch
heute gelten »Sichtbarkeit« und »Identität« weithin als Schlüsselbegriffe politischer Kämpfe Homosexueller um Anerkennung
und Respekt. Jedoch wird aktuell immer deutlicher, dass auf diese Weise ein Ordnungsregime entsteht, das auf
Geschlechternorm, Weißsein, Bürgerlichkeit und Paarbeziehung basiert. So werden beispielsweise Queers of Color und Queers
mit abweichenden Lebensentwürfen marginalisiert.
Die Autoren des vorliegenden Bandes hinterfragen die Gewissheit, dass eine einheitliche schwule Identität existiert,
aus unterschiedlichen Perspektiven: bewegungsgeschichtlich, wissenschaftstheoretisch und mit Blick auf aktuelle
gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Homonationalismus und rassistische Gentrifizierung." (Klappentext)
Das Buch „Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität: Kritische Perspektiven“ von Zülfukar Çetin und Heinz-Jürgen Voss ist
im Psychosozialverlag erschienen und kostet 19,90 Euro.